
Stefan Blum
In guter Nachbarschaft – Stefan Blum
„Im Sommer gehe ich jeden Tag zum Schwimmen an die Isar.“
Stefan Blum ist Volljurist und hat sich nach seinem Studium in das Müllerhandwerk eingearbeitet, um die elterliche Hofbräuhaus-Kunstmühle – die letzte in München – zu übernehmen. Die Hofbräuhaus-Kunstmühle war ehemals eine Malzmühle und Teil des Hofbräus. 2021 feierte die einzige noch aktive Getreidemühle Münchens ihr 100-jähriges Jubiläum. Mithilfe von acht originalen Walzstühlen werden hier 30 Mehlsorten produziert. Münchens beste Pizzerien schwören auf Blums Mehl ebenso wie Kunden aus ganz Europa. Zur Mühle gehört nicht nur der Mehlladen, sondern auch eine kleine Bäckerei, die Backwaren aus dem eigenen Mehl herstellt.
hofbraeuhaus-kunstmuehle.de
Weshalb haben Sie sich trotz des Jurastudiums dafür entschieden, ins Handwerk zu wechseln?
Stefan Blum:
Eigentlich war es andersherum: Ich wollte immer die Mühle weiterbetreiben. Allerdings war in den 70er Jahren ein harter Strukturwandel in der Müllerei in vollem Gang. Wir wussten nicht, ob wir den Betrieb so überhaupt weiterführen können. Also habe ich Jura studiert. Ein gutes Studienfach, das mir auch heute noch viel bringt. Aber nach dem Zweiten Staatsexamen war mir sofort klar, dass ich diesen Job nicht machen will.
Wie schaffen Sie es, einen – traditionellen Handwerksbetrieb mitten in der Stadt aufrechtzuerhalten?
Stefan Blum:
Natürlich könnten wir in einem Gewerbegebiet effizienter arbeiten, aber hier haben wir einen unschätzbaren Vorteil: Das, was wir machen, ist sichtbar und transparent. Wir sind einfach da und man kann uns auf die Finger schauen. Wir verkaufen den großen Teil unseres Mehls an Endverbraucher. Das ist das, von dem ich immer geträumt habe. Die Münchner haben uns als ihre Mühle entdeckt.
Sie haben ja auch eine eigene Bäckerei. Was macht die besondere Qualität Ihrer Backwaren aus?
Stefan Blum:
Hier ist alles jeden Tag vor Ort frisch hergestellt, keine Tiefkühlteige, kaum Maschinen und alles von Hand gemacht – diese Qualität schmeckt man.
Sie kennen dieses Viertel seit Ihrer Jugend. Wie hat sich die Graggenau in dieser Zeit verändert?
Stefan Blum:
Als ich ein Kind war, war das hier ein Rotlichtviertel. Rund um das Hofbräuhaus waren die Nepp-Lokale mit den Schleppern vor der Tür. Es gab sehr viele Ruinen und trotzdem wohnten hier viele Menschen. Damals gab es auf der Maximilianstraße auch noch Lebensmittelgeschäfte für die Nahversorgung.
Was sind Ihre Lieblingsorte in der Graggenau?
Stefan Blum:
Ich mag das Hofbräuhaus gern, den Viktualienmarkt, das Platzl und im Sommer gehe ich jeden Tag zum Schwimmen an die Isar. Das, was die Stadt dort mit der Renaturierung gemacht hat, ist das Nonplusultra.
Sie sind ja auch Mitglied des Bezirksausschusses. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Viertels?
Stefan Blum:
Ich wünsche mir, dass der Bezirksausschuss die Entwicklung im Viertel begleitet und nicht unbedingt vorantreibt. Wir müssen auf die Anwohner Rücksicht nehmen. Im ganzen Bezirksausschuss bin ich der Einzige, der tatsächlich in der Altstadt wohnt.

Hofbräuhaus-Kunstmühle