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HILD UND K Führungsteam von links: Dionys Ottl, Prof. Andreas Hild, Matthias Haber

HILD UND K Führungsteam von links: Dionys Ottl, Prof. Andreas Hild, Matthias Haber

Architekten Porträt HILD UND K

Das Falckenberg Ensemble in der Hildegardstraße trägt die Handschrift des bekannten Münchner Architekturbüros Hild und K. Den Preis für Stadtbildpflege der Landeshauptstadt München, 
neben einer bemerkenswerten Vielzahl anderer Architekturpreise, hat das Team um Prof. Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber bereits dreimal gewonnen.

 

Wie würden Sie den architektonischen Entwurf für das Falckenberg Ensemble in der Hildegardstraße beschreiben? 


Prof. Andreas Hild: 
Wir versuchen immer unsere Gebäude in den Kontext einzuweben. Kontext bedeutet aber natürlich nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern in einem weiteren Sinne auch das ganze Konstrukt der Stadt. Auf der einen Seite gibt es das große Hotel Mandarin Oriental, das eindeutig Großstadt verkörpert, zum anderen gibt es das nahegelegene Polizeipräsidium von Theodeor Fischer, das einen sehr modernen Blick auf die Gründerzeit repräsentiert. Es gibt die unmittelbare Nähe zur Maximilianstraße als einer der bedeutendsten Luxusmeilen in Europa – und es gibt auch die 50er Jahre des Wiederaufbaus und damit relativ einfache Wohngebäude und nicht zuletzt die klassizistische Herrnschule in unmittelbarer Nachbarschaft. Das heißt, dass wir es hier mit einem sehr komplexen, vielfältigen Stück Stadt zu tun haben. 


Dionys Ottl: 
Wir waren der Ansicht, dass sich der Ort – der ja etwas verborgen im Herzen der Altstadt liegt – auch in Richtung Maximilianstraße orientieren sollte. Die Antwort darauf war die Ausformulierung einer Gasse in Richtung Falckenbergstraße, die von den beiden neuen städtischen Volumen gefasst wird. Zielpunkt dieser Gasse ist ein kleiner öffentlicher Platz, den es an diesem Ort bislang nicht gab.


Prof. Andreas Hild: 
Als Passanten nehmen Menschen die Stadt ja in erster Linie über die Erdgeschosse und die Raumkanten wahr. Mit den entsprechenden Details können wir hier also die Wahrnehmung von Stadtraum prägen. Dabei geht es auch darum, dass diese Bereiche aus robusten, hochwertigen Materialien bestehen, die gut altern und sich auch auf Dauer in die Atmosphäre des Ortes einfügen. 


Dionys Ottl: 
Das Ensemble beherbergt einen heterogenen Nutzungsmix, den es im Fassadenbild zusammenzuführen galt. Dennoch werden keine zwei identisch gestalteten Baukörper, sondern eine Fassadenfamilie ausgebildet. Beide Volumen besitzen eine feine keramische Haut, die ihre Nuancen durch unterschiedliche Glanzgrade der Oberflächen erhält. Aus dem kräftigen dunkleren Sockelfuß wachsen die helleren Obergeschosse, deren Oberflächen durch feines Relief fast textil wirken und mit Licht und Schatten spielen. Architektonische Elemente wie die Attiken und Brüstungen werden subtil durch den Wechsel im Oberflächenglanzgrad betont. Sie lösen das größere der beiden Bauvolumen nach oben hin auf. Der kleinere „Bruder“ steht ruhiger, erhält seine Kraft durch die zwei Geschosse übergreifende Fassadengliederung. Die Fensterformate der beiden Häuser wurden bewusst individualisiert. Die vorspringenden balkonartigen Auskragungen sind funktional entwickelt, treten aber auch über die Bauwerksecken hinweg in Dialog zueinander und sind ein wichtiges Element für die städtebauliche „Führung“ der beiden Volumen. Deren Untersichten sind im Stadtraum äußerst präsent und werden daher ebenfalls mit einem in den Sichtbeton eingeschriebenen Relief gestaltet. Die Wahl des Materials setzt dabei auf selbstverständliche Eleganz und bleibt stets zurückhaltend: Die Hauptrollen spielen die städtischen Volumen sowie Licht und Schatten.

Wie integrieren sich die zwei Baukörper in das Regelwerk des Ortes? 


Matthias Haber: 
Die Baukörper entwickeln sich entlang der Straßenräume – der öffentliche Raum formt die Gebäude. Das bedeutet, dass diese sich in den Stadtkörper einfügen. An diesem speziellen Ort ergibt sich daraus, dass die Volumen selbst relativ ungewöhnlich geformt sind und vergleichsweise tiefe Stadtbausteine ausformulieren.

Welche Bedeutung hat das Ensemble im städtebaulichen Kontext?


Dionys Ottl: 
Bauen im innerstädtischen Kontext heißt auch nachverdichten. Dabei sollten jedoch keine Monokulturen entstehen. Vielmehr ist ein lebendiger Organismus auszuformulieren, der sich nicht autistisch, sondern integrativ gegenüber seiner Umgebung verhält.

Der Raum, den ein Bauwerk in Anspruch nimmt, kann keinesfalls ausschließlich privat genutzt werden, sondern muss sich bereichsweise öffnen für alle. In unserem Fall stehen dafür die Gasse mit ihren Aufweitungen und ein attraktiver öffentlicher Platz – beides auf privatem Grund –, die der Allgemeinheit zur Verfügung stehen und von öffentlichen Nutzungen in den Erdgeschossen flankiert werden. Für nahezu die gesamte Gebäudeabwicklung werden Nutzungen etabliert, die für alle zugänglich sind.

Warum braucht ein Ort wie dieser genau diese Art der Architektur?


Prof. Andreas Hild: 
An dieser Stelle ist die Stadt sehr dicht. Es wird dort gewohnt, gearbeitet, eingekauft und Freizeit verbracht. Neu hinzutretende Architektur muss diese Nutzungsvielfalt reflektieren und weiterführen.

 

Dionys Ottl: 
Die Architektur hierfür hat sich wertschätzend zu verhalten, in dem Sinne, dass sie sich nicht laut oder aufdringlich in den Mittelpunkt zu setzen versucht. Sie darf aber auch nicht in eine Banalität oder gar Lieblosigkeit verfallen. Sie soll angemessen sein: den eingangs erwähnten wichtigen historischen Architekturen gegenüber respektvoll, dem neu gewonnenen innerstädtischen Ort gegenüber selbstbewusst in zurückhaltender Eleganz. 

Das höhere der beiden Gebäude liegt im Westen des Ensembles.

Das höhere der beiden Gebäude liegt im Westen des Ensembles.

Das Fassadenmuster zeigt die unterschiedlichen Glanzgrade der Oberflächen.

Das Fassadenmuster zeigt die unterschiedlichen Glanzgrade der Oberflächen.

Eine bewegte Fassadengliederung zeichnet den Bauteil im Westen aus. Ähnlich - aber ruhiger gestaltet, die Fassade des kleinen Gebäudes im Osten.

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